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Physikalische Methoden, Überdeckungsproblem

Versucht man zu einer beliebigen Zahl n die optimale Lagerung zu bestimmen, so entdeckt man bald, daß die bisher aufgezeigten Methoden nicht ausreichen.
Liegt ein irreduzibler Graphen vor, so bedeutet das keineswegs, daß man bereits die optimale Lagerung gefunden hat. Wie schwierig sich die Suche nach dem optimalen Graphen für 9 Punkte gestaltet, kann man [76] entnehmen.
Daher sucht man generelle Verfahren, die feststellen, ob ein vorliegender irreduzibler Graph optimal sein könnte. Üblicherweise nimmt man dafür Anleihen aus der Physik. Ein solches - allerdings umständliches - Verfahren fanden Danzer [24], sowie Tarnai und Gáspár [88], [89].
Wichtig ist in diesem Verfahren der physikalischen Begriff der ''Starrheit'' einer Lagerung, deren Graphen man sich als ein festes ''"Stabwerk'' vorstellt. Dabei sind die Kanten des Graphen als Stäbe und die Ecken des Graphen als verbindende Gelenke, die keinerlei Reibung besitzen, aufzufassen. [Die exakten Definitionen entnehme man der Literatur].
Es bezeiche $s_{j,k_\nu}$ eine Kraft, die auf den Stab wirkt, der zwischen den Punkten $P_j$ und $P_{k_\nu}$ liegt. Ist s > 0, so ist der Stab zug-, ansonsten ist er druckbeansprucht. Es sei $e_{i,k_\nu}$ Einheitsvektor des Stabes, der $P_i$ mit $P_{k_\nu}$ verbindet, und $p_j$ sei eine im Knotenpunkt j angreifende Kraft [81], [88].
Das System befindet sich im Gleichgewicht [81,88], wenn gilt:
\begin{displaymath}
\sum^n_{\nu=1} s_{j,k_\nu} \cdot e_{j,k_\nu} + p_j = 0
\end{displaymath} (1.22)

Wenn wir die Gleichgewichtsmatrix G einführen und die auftretenden Kräfte als Vektoren anschreiben, so ist dies gleich:
\begin{displaymath}
G^t \cdot {\mathit s} + {\mathit p} = {\mathit o}.
\end{displaymath} (1.23)

Die Gleichgewichtsmatrix G besteht aus k Spalten und 2n-3 Zeilen. [Im Graphen wäre k die Anzahl der Kanten [=Stäbe] und n die Anzahl der Punkte.] Sie läßt sich in einfacher Weise aus den Knotenkoordinaten berechen:
Sind die Punkte $P_i$ und $P_j$ miteinander verbunden, so schreiben wir an der Stelle (i,j) eine 1, ansonsten eine 0. In einer Spalte können daher nur zwei Einsen stehen.
Jede (auch nur unendlich kleine) Veränderung des Stabwerkes läßt sich ebenfalls mit einer Matrixgleichung anschreiben. Genaueres findet sich im Buch von Szabó [81].
Tarnai und Gáspár [88, 89, 93] erhalten aus Falluntersuchungen über den Rang der Matrix G, daß eine Lagerung nicht mehr verbesserbar ist, wenn eine der folgenden Relationen eintritt:
\begin{displaymath}
k = rg \, G \leq 2n-3 \, ; \, k > rg \, G \, ; \, rg \, G < 2n-3
\end{displaymath} (1.24)

Die physikalische Grundidee läßt sich so umsetzen:
Man stelle sich den Graphen wie oben als Stabwerk vor und erhitze ihn. Dann dehnen sich die Stäbe aus. Treten dabei keine inneren Kräfte auf, so ist es möglich, das System durch Hinzufügen neuer Stäbe starr zu machen. So entsteht ein neues Stabwerk, auf das dieselbe Prozedur immer wieder und immer wieder angewandt wird, und zwar solange, bis keine weiteren derartigen Veränderungen mehr möglich sind.
Bei der Betrachtung der gefundenen Graphen bemerkt man, daß die optimalen Lagerungen - entgegen den bisherigen Fällen - höchst unsymmetrisch sind. Zur Illustration dazu möge die Verbesserung der Szekely'schen Konstruktion (S.27) dienen [88]:
Weitere (physikalische) Methoden [17], [47], [59], [62] bestehen darin, die abstoßende (repulsive) Kraft, die zwischen zwei Punkten $P_i$ und $P_j$ mit Abstand $d_{ij}$ wirkt, zu minimieren. Die abstoßende Kraft wird dabei üblicherweise mit $\delta^{1-p}_{ij}$ angesetzt [17]. Wandert p nach $\infty$, so nähern sich die [p-]Lagerungen der optimalen Lagerung des Unterdeckungsproblemes [60].
Minimiert wird üblicherweise die Gesamtenergie, das ist die Summe über alle Interaktionen, die [47] die Darstellung hat:
\begin{displaymath}
{\mathcal E} = \sum^{n-1}_{i=1} \sum^n_{j=i+1} ( \frac{c}{\delta_{ij}} )^{-p}.
\end{displaymath} (1.25)

Lokale Minima von ${\mathcal E}$ findet man durch Lösung des nichtlinearen Gleichungssystemes $\partial {\mathcal E}/\partial \alpha_k = 0$ [k =1..2n]. Dabei seien die $\alpha_k$ die Polarkoordinaten eines Sphärenpunktes.
Damit die Lösung des Gleichungssystemes tatsächlich ein Minimum ist, darf die Hesse'sche Matrix $\partial^2 {\mathcal E}/\partial \alpha_l \partial \alpha_m$ keine negativen Eigenwerte besitzen.
Bei der [bislang besten] Ausführung dieser Methode wählte Kottwitz [47] eine zufällig ausgewählte Startverteilung, und minimierte iterativ mit verschiedenen Methoden (Gradientenmethode, Newton-Raphson), bis er ein Minimum erreichte. So erhielt er fast optimale Lagerungen für $13 \leq n \leq 90$. In der folgenden Abbildung ist das Verhalten der Dichte $d_n$ dargestellt:
Zuletzt sollen noch einige Ergebnisse, die das Überdeckungsproblem betreffen, erwähnt werden:
In [26] untersucht G.Fejes-Tóth dieses Problem mit einer Methode, die der Robinson'schen [70] ähnlich ist, und löst damit die Aufgabenstellung für $n=10$ und $n=14$; auch gibt er gute Konstellationen für n = 9, 16 und 32 an.
Er stellt sich dabei die Frage, welche Polygonarten in einem Mosaik, das durch die Mittelpunkte einer Überdeckung definiert wird, vorkommen können und beweist, daß bei n = 10 nur vier- und fünfkantige Ecken vorhanden sein können, bei n = 14 nur fünf- und sechskantige.
Klarerweise kann man auch dem Überdeckungsproblem einen Graphen zuordnen. Allerdings wird die Konstruktion etwas aufwendiger, denn es reicht nicht, nur die Mittelpunkte zu betrachten, man muß auch die Punkte in Betracht ziehen, die nur durch Kreisränder bedeckt werden. Also besitzt der Graph einer Überdeckung zwei verschiedene Ecktypen, eine gerade Anzahl von Ecken und Kanten der Länge $R_n$, die sich nie überschneiden.
Auch das Tarnai'sche Temperaturprinzip funktioniert; nur muß nun der Graph (das Stabwerk) abgekühlt werden. Dadurch zieht es sich zusammen. Durch Entfernung der unter Druck geratenen Stäbe und durch wiederholte Anwendung gelangt man dann zu einem lokalen Minimum, wie Tarnai und Gáspár [90], [91], [93] bewiesen. So wurde die bisher vollständigste Liste [93] generiert.
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2004-03-25