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Im zweiten Kapitel wollen wir Funktionale untersuchen, die
die ''Gleichmäßigkeit'' einer Verteilung von Punkten auf der
Kugel ''messen''. Diese Funktionale wollen wir
Gleichmäßigkeitsmaße nennen, obwohl sie normalerweise
kein Maß im Sinne der Maßtheorie liefern.
Ein zentraler Begriff wird der Begriff der Diskrepanz sein,
der nun definiert werden sollen [48]:
(0) Maß ist in dieser Arbeit stets ein Maß im Sinne der Maßtheorie
[im Gegensatz zu ''Gleichmäßigkeitsmaß '' ]
(1) Es sei
eine unendliche Folge von Punkten
einer kompakten Menge X. Weiters sei ein Maß auf X. Die Folge
heißt - gleichverteilt auf X, wenn für alle stetigen
Funktionen
gilt:
|
(2.1) |
(2) Ist auf einer kompakten Menge X mit Maß eine Folge
und ein Funktional
gegeben,
so nennen wir eine Diskrepanz, wenn gilt:
|
(2.2) |
Diese Definition ist zwar nicht allgemein üblich, aber für
unsere Zwecke vollkommend ausreichend. Nun ein paar Beispiele:
Es sei X = [0,1]. sei die Indikatorfunktion des Bereiches B,
sei das Lebesguemaß auf
und
sei eine Folge
reeller Zahlen. Unter einer Diskrepanz bis zum N-ten Glied
versteht man dann üblicherweise [48] das Funktional
Dazu analog kann man in jedem kompakten Raum X mit Maß eine
Diskrepanz definieren durch:
|
(2.3) |
Eine Diskrepanz dieser Art werden wir im folgenden Paragraphen betrachten.
Dies ist jedoch nicht die einzig mögliche Definition einer
Diskrepanz auf [0,1]. Ebenfalls von Bedeutung ist die Sterndiskrepanz
Sie ist mit der Diskrepanz durch folgende Ungleichung verbunden:
|
(2.4) |
Mit Hilfe der Sterndiskrepanz kann man den Fehler einer
eindimensionalen numerischen Integration abgeschätzen
(Ungleichung von Koksma) [48]:
Ist f eine Funktion beschränkter Variation V(f) auf [0,1],
und sind
, so gilt:
|
(2.5) |
Als ein weiteres Beispiel definieren wir uns auf jedem
separablen, zusammenhängenden, metrischen Raum
mit
eine Diskrepanz mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitstheorie [56]:
Für jede Teilmenge
und für jedes sei die Menge
der -Bereich um A und
.
Bezeichnet die -Algebra der Borelmengen über und
sind
und
zwei
Wahrscheinlichkeitsmaße auf dem Meßraum
, so wird mit
die Lokalvariationsmetrik zwischen
und
definiert [56].
Es sei
eine endliche Folge in , es sei
für x = P und 0 sonst und es sei:
nennen wir dann LV-Diskrepanz von
[bzgl.].
Die Autoren in [56] zeigen, daß die Bedingung (1) erfüllt
wird, wenn gilt:
Dabei ist
die -Kugel um
den Punkt P des Raumes .
Das Gleichmäßigkeitsmaß läßt sich auch so formulieren:
Ist
, und bezeichnet die Menge aller nichtleeren
Teilmengen von , so ist
Setzen wir
, so können wir die die Gleichung
so interpretieren: Ziehen wir um die Punkte
Kugeln
mit Radius , so überdecken je k dieser Kugeln einen Teil der
mit Maß und ist die kleinstmögliche Zahl,
die eine derartige Überdeckung erlaubt.
Die Diskrepanz hat auch einen Bezug zum Tammes'schen
Problem. Denn ist das Infimum der ist, für die gilt:
Sind von n Austrittöffnungen eines Pollenkornes nur mehr k
[
] funktionstüchtig, so ist die Wahrscheinlichkeit,
daß sich innerhalb einer -Umgebung von dem (zufälligen) Haftpunkt
des Pollenkornes eine funktionsfähige Keimzelle befindet,
größer gleich , und das unabhängig davon, welche
Austrittöffnungen ausgefallen sind.
Die bisher entdeckten Punktanordnungen, für die minimal
ist, sind identisch mit den optimalen Anordnungen des
Überdeckungsproblems [56]. Interessant wäre es, die Frage, ob diese
beiden Fragestellungen immer dasselbe Resultat liefern,
beantworten zu können.
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2004-03-25