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Betrachtet man die Definition der Diskrepanzen und die der Gleichverteilung
genauer, so erkennt man, daß das Grundproblem das ist, die Größe
bei festem Maß
im Kompaktum X für eine geeignete Klasse
von Funktionen
und für eine geeignete Norm möglichst klein zu machen.
Klarerweise ist unser Kompaktum stets die
mit dem
Oberflächenmaß
, bzw. mit dem normierten Oberflächenmaß
Verwendet man die Maximumsnorm und die Klasse der
Indikatorfunktionen der sphärischen Kugelkappen auf
,
so erhält man die Kugelkappendiskrepanz aus Paragraph 2.
In diesem Paragraphen wird die Operatordiskrepanz betrachtet,
die entsteht, wenn der Fehler
in der
-Norm für die Funktionen
der Klasse
möglichst gering werden soll.
Die hier vorgestellte Methode, die auch bei anderen
Diskrepanzen verwendet werden kann, ist konstruktiv, liefert aber
schwächere Ergebnisse als die Methoden von Beck.
Wir wollen uns daher mit einer Skizze begnügen; die genaue
Beschreibung findet man in [57] und [58].
Die Methode sucht nicht nach Punkten auf der Kugel,
sondern nach Rotationen der Kugel. Klarerweise wird dann durch die
Drehachsen eine Menge von Punkten auf der Kugel erzeugt.
Es sei G stets die SO(3), das ist die Gruppe aller
Rotationen im 3-dimensionalen Raum. Wir entnehmen G eine
symmetrische und gleichverteilte Folge von Rotationen. Dabei wird
''gleichverteilt'' im üblichen Sinn gebraucht, und unter
''symmetrisch'' verstehen wir, daß die Folge mit jeder Rotation
auch die inverse Rotation
enthält.
Ist eine derartige Folge
gegeben,
so definieren wir uns für alle
den Heckeoperator
Es sei nun:
und für die Folge
sei
Dann verstehen unter
die Operatordiskrepanz, wobei wir das Infimum über alle möglichen
Folgen
bilden.
Wie die Autoren in [57] aufzeigen, ist läßt der Hecke-Operator,
der die Operatornorm
hat, jeden Raum der
sphärischen harmonischen Spektralanalyse invariant.
Der Raum
der sphärischen harmonischen Spektralanalyse der
Ordnung n ist definiert als der Eigenraum des Laplace-Operators
zu dem Eigenwert
und hat die Dimension
; der
Laplace-Operator
( s.S.58) zerlegt den
-Raum in die
direkte Summe der
[57, 67].
Die Legendre-Polynome
werden erzeugt durch die Gleichung:
Sie bilden eine wichtige Funktionenfamilie der Räume
und
sind zueinander orthogonal.
Weiters gibt es eine Orthonormalbasis
von
, die den
Heckeoperator T diagonalisiert [57]. Ist
der zum
Basiselement
zugehörigen Eigenwert, so gilt:
Dann ist Spur von
(mit Summe über
).
Bezeichnet
die Menge aller ''Wörter der Länge s'' in
, so kann
auch geschrieben werden als
.
Diese Summe ist gleich
, wo
den Drehwinkel der Rotation
bezeichnet.
Ist
die Anzahl aller Wörter der Länge s, die die Identität
buchstabieren, so folgt, da
, [57] :
Diese Grenzwertbeziehung ermutigt, durch
für
ein Wahrscheinlichkeitsmaß zu definieren.
Bezeichnet
das Spektralmaß von
, so wird durch die
angegebene Grenzwertbeziehung die Konvergenz der Maße in der
schwach-*-Topologie aufgezeigt; d.h.: für jede stetige Funktion
gilt:
Das Spektralmaß ist das Maß, das jedem Eigenwert eines
Operators die Masse 1/(Dimension des Raumes) zuordnet; dabei
werden die Eigenwerte gemäß ihrer Vielfachheit gezählt.
Daher gibt
den Ort an, an dem der Großteil des Spektrums
[=Großteil der ''Masse''] von T zu finden ist. Speziell besteht
der Träger von
(:=
)
aus Grenzwerten der Eigenwerte von T.
Weiters wird das Maß
allein durch die natürliche Zahl
definiert
und hängt daher nur von der durch
erzeugten
Gruppe
ab. Aus diesem Grund kann das Maß
auch als Markovkette
auf
interpretiert werden [57].
Damit die Markovkette translationsinvariant wird und das
Spektralmaß
besitzt, muß die Wahrscheinlichkeit, von
nach
zu kommen,
überall gleich 1/2n sein [57].
entpuppt sich in dieser Uminterpretation als die Anzahl
der Wege der Länge s, die von einem Punkt g ausgehend zum
selben Punkt g zurückführen.
Eine derartige Markovkette wurde von Kesten [46] untersucht.
Er bewies, daß unter gewissen Bedingung das größte Trägerelement
mu
von
gleich 2n ist und sonst stets
ausfällt.
Die gesuchte Diskrepanz
ist gleich dem zweitgrößten
Eigenwert von T/2n [57]. Aus dem Satz von Kesten folgt daher:
In umgekehrter Richtung gilt:
.
Ein Zusammenhang zwischen
und T/2n wird bereits deutlich,
wenn man die Norm
betrachtet:
Es wird in [58] auch gezeigt, daß man für jede Primzahl p mit
eine Menge
finden kann,
für die
ist.
Die zitierten Artikel enthalten auch Computerprogramme, mit
denen optimale Rotationsanordnungen berechnet werden können.
Tabellarische und, für spezielle Werte, auch graphische
Ausdrucke geben einen Überblick über die optimalen Anordnungen.
Für die sphärische Kappendiskrepanz und die Diskrepanz des
-Mittels gilt:
Es sei:
Dann ist:
-
-
.
Die vergleichbaren Beck'schen Resultate lauten:
-
-
,
sind also durchwegs schärfer, aber nicht konstruktiv.
Ein merkwürdiger Satz über die Verteilung von Punkten auf
der
, ist folgender [25]:
Es gibt zwei Konstante
, sodaß es
(i) für jede natürliche Zahl n und für jedes
mit
eine Anordnung von n Punkten auf
gibt,
in der jeder Punkt von mindestens
anderen
Distanz
hat, und daß es
(ii) für jede natürliche Zahl n eine Anordnung von n Punkten
auf
gibt, in der jeder Punkt von mindestens
anderen
Punkten Abstand
hat.
[Haben zwei Punkte auf der
den Abstand
, so stehen die
zugehörigen Ortvektoren orthogonal aufeinander.]
Mit
wird dabei die kleinste natürliche Zahl r
bezeichnet, sodaß man, bei Start in n, die log-Funktion r-mal
iterieren muß, um einen Wert
zu erhalten.
Bezeichnen wir mit
die k-te Iteration der Funktion f, so ist also
. Diese Funktion ist
Null für n = 1; für
ist ihr Wert gleich 2; den Wert
3 nimmt sie an für
, usw.
Die Beweisidee für (i) ist folgende :
Wir fixieren uns ein
, sodaß der Durchmesser eines
Breitenkreises vom Abstand
von der Äquatorebene stets
größer
ist [
].
Die beiden Breitenkreise, die von der Äquatorebene
den Abstand
haben, begrenzen dann einen Parallelstreifen
Für jedes
wird nun eine Punktmenge
konstruiert, in der
jeder Punkt von zumindest k anderen Abstand
besitzt.
Es sei für ein natürliches k eine derartige Menge
gegeben, die sich zudem in einem kleinen
-Streifen [
] um den Äquator befinde.
(für k=1 bestehe
aus zwei Punkten mit Abstand
auf dem
Äquator.)
Es sei U ein Punkt in der Nähe des Nordpols, von dem er den
(beliebig) kleinen Abstand
habe.
Wir lassen die Punktmenge
um die Achse -UU rotieren. Die
Kugel wird dabei so um die Achse -UU gedreht, daß der Punkt
auf einen Punkt
, der von
den Abstand
besitzt, abgebildet wird. Diese Rotation
bezeichen wir mit
. Analog dazu sei
die Drehung um -UU,
die
auf
überführt. Auch hier sei
.
Es sei
,
. Sind die Mengen
,
,...,
bereits vorhanden, so wird
definiert durch [
]:
Die so erhaltenen Mengen werden zuletzt noch in
vereinigt:
Entscheidend für diese rekursive Konstruktion ist eine gute
Wahl der Achse -UU. Mit einer geeigneten Wahl kann man nämlich
erreichen, daß alle Drehungen
existieren, daß die Mengen
,
,...,
paarweise disjunkt sind,
und daß sich die Menge
auf einem
-Streifen
mit
um den Äquator befinden.
Aufgrund unserer Rekursion ist
,
da bei Bildung von
jeder Punkt von
einen Bildpunkt
[
] erhält.
Da alle Mengen paarweise disjunkt sind, enthält die Vereinigung von
und
genau
Punkte.
Punkte. Setzen wir
, so ist:
also
.
Es ist
ist für
.
Daher können wir mit vollständiger Induktion zeigen, daß gilt:
Denn :
;
(Dabei sei
die k-fache Potenz von e:
)
Ist
(k mal), so ist:
In der Menge
hat jeder Punkt von mindesten (k+1) anderen
genau den Abstand
, wie man durch Nachrechnen beweist.
Der Beweis der zweiten Aussage stützt sich auf einen analogen
Satz der Ebene, dessen Konstruktion auf die Sphäre übertragen
wird.
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2004-03-25