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Nun wollen wir Diskrepanzkonzepte einführen, die abhängen
vom Abstand der Punkte
untereinander, und die darauf
basieren, Mittelwerte von Abstandfunktionen und Abstandfunktionalen zu bilden.
Wir stellen uns dabei vor, in jedem der n ausgewählten
Punkte
befindet sich eine Energieeinheit. Wir suchen
zunächst nach einer Auswahl
,
die sich bei jeder Kraft, die nur zwischen je zwei Punkten interagiert, im
Gleichgewicht befindet.
Leech [49] bewies, daß eine Anordnung, die sich bei jeder
Kraft, die nur vom Abstand der Punkte untereinander abhängt, im
Gleichgewicht befindet, eine hohe Symmetrie aufweisen muß:
Sie muß Rotationssymmetrie in Bezug auf jede Achse, die durch
einen Punkt der Anordnung und den Kugelmittelpunkt hindurchgeht, aufweisen.
Die Anordnungspunkte können daher nur Eckpunkte von Polyedern
sein, die der Sphäre einbeschrieben sind und bei denen alle
Ecken auf Rotationsachsen liegen. Daher kommen als Lösungen nur
in Betracht:
- reguläre Polygone mit Ecken auf einem Großkreis
- Platonische Körper, deren Dualkörper und Eckableitungen
- bestimmte Polyeder, deren Eckenmenge durch Vereinigung
von Ecken von Polyedern der ersten beiden Fälle entstehen.
[Unter einer Eckableitung ist hier die konvexe Hülle
der Kantenmittelpunkte des Ausgangspolyeders zu verstehen.]
Es kann daher das gestellte Problem nur für n = 4, 6, 8, 10,
12, 14, 18, 20, 26, 30, 32, 42, 50, 62 gelöst werden [49].
Sind auf einer d-dimensionalen Kugel d+2 Punkte zu verteilen,
so liegen sie meist optimal, wenn sie die Ecken eines Simplex
bilden. Dieser Sachverhalt, der bereits bei den
Lagerungsproblemen auftaucht, gilt auch für den Betrags des
inneren Produktes [79]. Es ist dann:
 |
(2.17) |
Nun soll der Begriff ''Abstand'' allgemeiner definiert werden.
Dazu sei (wie in [2.3]) G = SO(3) die spezielle orthogonale
Gruppe auf
, also die Gruppe der Drehungen der
.
Für
sei
das Haar'sche Integral der Funktion
.
Dieses ist im wesentlichen gleich dem Integral über
in
Bezug auf das Oberflächenmaß
.
Es sei N = (1,0,..,0) der ''Nordpol'' der
.
und
seien
zwei Punkte der
und
sei eine auf [0,1] definierte integrable Kernfunktion. Dann ist
 |
(2.18) |
für positives g eine Metrik auf
[78].
Die Integrationsgrenzen werden dabei auf folgende Weise erhalten:
Wir unterwerfen die Punkte
und
der Drehung
. Von den
gedrehten Vektoren
und
nehmen wir jeweils die erste
Koordinate und ordnen der Größe nach. Das können wir so anschreiben:
und
.
Das Funktional
ist unabhängig von
, denn für jedes
sind die Grenzen der inneren Integration:
und
.
Da über ganz G = SO integriert wird, ist
Für
ist
.
Da die Drehung eine lineare Transformation ist, gilt:
bewegt sich durch ganz G und daher können wir von N aus
jeden Punkt der
durch eine Drehung erreichen. Somit können
wir
durch einen Punkt
der
und
das Haar'schen Integrals durch das Oberflächenintegral ersetzen.
Für
ergibt sich daher, wenn
einen Punkt
der
bezeichnet:
Das Integral kann man durch folgende Überlegung berechnen :
Das inneren Produkt zweier Vektoren ist bekanntlich gleich
dem Produkt des Betrages des ersten Vektors mit dem Betrag der
Projektion des zweiten Vektors auf den ersten.
Es sei
die Hyperebene, die normal zum ersten Vektor steht
und die den Ursprung der
enthält. Wir halten nun den
Vektor
in
fest und bewegen
über
ganz
. Dann überstreicht die vektorielle Projektion
von
die (d-1)-dimensionale Kugel, die von
aus
herausgeschnitten wird, aus Symmetriegründen zweimal vollständig.
Daher hat das obige Integral den Wert
:
 |
(2.19) |
Faßt man die soeben durchgeführten Überlegungen zusammen, so
erkennt man, daß durch die Kernfunktion
der
euklidischen Abstand erzeugt wird, wenn man von einer multiplikativen
Konstanten absieht.
Damit können wir definieren:
Es sei
eine n-elementige Menge von Punkten der
und
sei ein Abstand im Sinne von (2).
Unter einer Potenzsumme verstehen wir dann das Funktional:
bzw.
Für sehr große, natürliche
nähert sich die optimale
Verteilung der Potenzsumme der optimalen Verteilung des
Unterdeckungsproblemes [ s. I.6].
Ähnliche Potenzsummen kann man auf jedem konvexen Körper
definieren; der Körper, bei dem diese Summen für den
euklidischen Abstand am größten werden können, ist stets die Kugel,
wie Groemer [36] gezeigt hat.
Ist
die Kappe um N mit Radius t, so gilt für
das ''Invarianzprinzip'' [78]:
 |
(2.20) |
Die Konstante K ist dabei gleich
,
wobei jedesmal über
zu integrieren ist,
ist wiederum
das normierte Oberflächenmaß auf
.
Der Beweis benötigt man das Lemma ([78]; [1]):
Für reelle Zahlenfolgen
und
gilt:
mit
.
Für u = v und
ist
.
Zum Beweis des Satzes setzen wir
und
geben uns zwei Punktfolgen
und
vor. Dann wählen wir drei Transformationen
und setzen

und

.
Damit schreibt sich die rechte Seite von (4) an als:
Jetzt rufen wir uns (2) in Erinnerung. Die Anwendung des Lemmas auf
ergibt dann:
da
unabhängig von der Wahl der Transformationen ist.
Dabei ist
Daraus ergibt sich:
=
Ist
, so ist
, da
gleich dem
Erwartungswert von
ist. Daher ist der Rest gleich:
Daher ist
gleich der Summe der Diskrepanzen von
und
in Bezug zu
.
Setzen wir nun
[dh.
für
] und
dividieren wir beide Seiten der Gleichung durch zwei, so erhalten
wir die Behauptung
Wenn wir das Integral auf der linken Seite der Gleichung (5)
durch die Abschätzungen (2.4) und (2.8) ersetzen, so sehen wir,
daß es Konstanten
,
und
gibt, die nur abhängig sind von
der Dimension d, sodaß gilt:
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2004-03-25