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Eine erste Möglichkeit, Polyeder mit Kugel zu kombinieren,
haben wir bereits im ersten Kapitel kennengelernt und im
vorigen Paragraphen genauer betrachtet.
Bevor wir der Frage nachgehen, wie gut sich die Kugel durch
Polyeder approximeren läßt, wollen wir den Erwartungswert
bestimmter Maßzahlen eines Zufallspolyeders ermitteln. Darunter
verstehen wir die konvexe Hülle von n zufällig ausgewählten
Punkten auf der .
Will man n Punkte gemäß einer Wahrscheinlichkeitsverteilung
auf der Sphäre auswählen, so muß man sich zuerst
überlegen, auf welche Weise dies möglich ist. Üblicherweise wird dazu
die Sphäre mit Polarkoordinaten ausgestattet.
Wir können annehmen, daß die gewünschte Verteilung eine
gewöhnliche mehrdimensionale Dichte besitzt. Für die
Gleichverteilung muß wegen
die Dichte
sein.
Es seien nun gemäß der Gleichverteilung n Punkte auf der
ausgewählt. In [15] wird der Erwartungswert der drei Maßzahlen
Oberfläche, mittlere Breite und Anzahl der Seiten berechnet.
Da die dabei erhaltenen Formeln zwar exakt, aber kompiliziert sind,
werden auch einfachere asymptotische Abschätzungen aus ihnen
hergeleitet.
Die zugrundeliegende Denkweise soll im folgenden anhand der
Oberfläche erläutert werden.
Es ist zunächst zu bemerken, daß bei statistischen
Überlegungen nur Polytope, deren Facetten Simplizes sind, eine
Rolle spielen, da andere Polytoptypen nur mit Wahrscheinlichkeit
Null auftreten können.
Unter einer Facette eines d-dimensionalen Polytopes P
versteht man stets die (d-1)-dimensionalen Flächen von P.
Daher können wir die Oberfläche der konvexen Hülle der Punkte
als Summe d-eckiger Facetten betrachten.
Wählen wir aus
auf beliebige Weise d Punkte aus,
die wir o.B.d.A. stets mit bezeichnen wollen, so ist
die konvexe Hülle der d Punkte genau dann eine
Facette eines konvexen, d-dimensionalen und n-eckigen Polytops,
wenn die übrigen (n-d) Punkte
auf ein und derselben
Seite der Hyperebene zu liegen kommen, die durch
aufgespannt wird.
Diese Hyperebene
zerlegt die Vollkugel
in zwei Kugelkappen, eine mit Höhe 1-t und eine mit Höhe 1+t. Dabei
bezeichnet t den Abstand der Hyperebene zum Ursprung.
Wird mit
die Oberfläche der
kleineren Kugelkappe bezeichnet, so ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein Punkt
auf diesem Teil der Kugel liegt, gleich
, das ist
Kugelkappenoberfläche/Gesamtkugeloberfläche. Die Wahrscheinlichkeit,
daß er auf der anderen Kugelkappe liegt, ist gleich der
Gegenwahrscheinlichkeit
.
Die 's sind gleichmäßig und unabhängig voneinander über
verteilt, und daher tritt das Ereignis, daß alle n-d Punkte
vollständig in einem der beiden Kugelteile liegen,
mit Wahrscheinlichkeit ein:
|
(3.14) |
Die Wahrscheinlichkeit hängt klarerweise nur von den
Parametern der Trägerhyperebene ab, da eine Veränderung der
Punkte innerhalb dieser Hyperebene keinen Einfluß auf den
Abstand der Hyperebene vom Ursprung der besitzt. Daher
können wir als Funktional der Hyperebenenparameter
und t betrachten:
.
Weiters sei folgende Konvention eingeführt: Um die folgenden
Formeln übersichtlich gestalten zu können, schreiben wir unter
das Integralzeichen immer nur die Variable, für die das Zeichen
gilt. Integriert wir immer über . Bei reellen
Integrationsparametern wird wie üblich das Integrationsintervall angegeben.
Die Punkte spannen im
ein (d-1)-dimensionales
Simplex auf, dessen Inhalt
sei. Dann ist:
der Erwartungswert des Volumens der Facette
.
Da es stets
Möglichkeiten gibt, aus n Punkten d auszuwählen,
gilt für den Erwartungswert der Gesamtoberfläche :
Gemäß [64] kann man die unabhängige und gleichverteilte
Auswahl von d Punkten auf der stochastisch äquivalent durch
folgende sequentielle Konstruktion ersetzen :
(i) Wähle eine Trägerhyperebene
mit dem als
Sphärenelement gleichmäßig verteilten Normalvektor und mit
dem Abstand t vom Mittelpunkt der .
Dieser besitze als Zufallsvariable (
) die Dichte:
|
(3.15) |
Mit wird hier die Beta-Verteilung mit den Parametern p
und q bezeichnet. Im folgenden werden wir stets die Abkürzung
verwenden.
(ii) Der Schnitt dieser Hyperebene mit der Sphäre ist der
Rand einer (d-1)-dimensionalen Vollkugel mit Radius
,
deren sphärisches, (d-2)-dimensionales Oberflächenmaß im
weiteren mit bezeichnet wird.
Da die Oberfläche einer d-dimensionalen Kugel mit Radius r
gegeben ist durch
, ist
(iii) Wähle nun d Punkte aus dem Schnitt von und
. Die Auswahl der Punkte erfolge dabei gemäß einer
gemeinsamen Gleichverteilung mit der Gewichtung
|
(3.16) |
Es ist bei diesen Dichten zu beachten, daß die auftretenden
Oberflächenmaße auf 1 zu normieren sind, um Wahrscheinlichkeitsmaße
zu erhalten. Daher wird im folgenden stets
durch
dividiert.
Die Auswahl von erfolgt also gemäß einer Dichte,
die gleich ist dem Produkt der beiden Dichten (2) und (3).
Daher ist:
Damit kann der Erwartungswert
umgeformt werden zu:
Da die Wahrscheinlichkeit nur von der Trägerhyperebene
abhängt, können wir aus dem Integral über die P's herausziehen,
da sich diese nur innerhalb bewegen. Das ergibt:
Als nächstes wollen wir den Wert des Integrals über
bestimmen, und nehmen uns dazu das zweite Moment folgender
Zufallsvariable zu Hilfe:
Das (d-1)-dimensionale Volumen der konvexen Hülle von d Punkten,
die auf der Oberfläche einer (d-1)-dimensionalen Kugel mit
Radius r liegen, habe die Dichtefunktion f. Es ist dann [64]:
Mit der entsprechenden Gewichtung erhält man daraus [15]:
Wenn wir dieses Resultat in die Formel für den Erwartungswert
einsetzen, ergibt dies:
Es wurde bereits bemerkt, daß
die Oberfläche einer d-
dimensionalen Kugelkappe mit Höhe 1-t ist. Man kann die
Oberfläche ausdrücken durch [15]:
Damit erhält man:
Das innere Integral () kann durch partielles Integrieren
und explizites Ausrechnen noch umgeformt werden [15]:
|
(3.17) |
Um diese Formel übersichtlicher gestalten zu können, wurden
folgende Abkürzungen verwendet :
Dabei ist
der j-te Koeffizient von:
Weiters setzt man und:
Das asymptotische Verhalten ist für die Oberfläche gleich:
hat also einen Fehlbetrag der Ordnung
.
Weiters wird in [15] der Erwartungswert der Seitenanzahl der
konvexen Hülle behandelt. Die asymptotische Abschätzung lautet
bei dieser Fragestellung:
Eine ähnliche Fragestellung wird in [45] untersucht.
Autoren betrachten hier den Tangentialkörper, der aus n Punkten,
die auf der liegen, gebildet wird und fragen nach
seiner zu erwartenden Eckenanzahl. Sie erhalten:
wo
und
zu setzen ist.
Ist und bezeichnen wir mit die Verteilungs- und
mit die Dichtefunktion der - Verteilung, so kann
man das Ergebnis auch anschreiben als:
Für d = 3 gibt es ein exaktes Resultat:
Für größere Dimensionen ist auch hier eine Abschätzung
interessanter als die genaue Formel. In [45] findet man
mit Konstanten und :
|
(3.18) |
In [14] befindet sich die genaue asymptotische Aussage:
|
(3.19) |
Dabei ist
für
.
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2004-03-25