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Als ein wichtiges Hilfsmittel in der Untersuchung des
Unterdeckungsproblemes hat sich folgender Graphen erwiesen:
Sind n Punkte auf der Kugeloberfläche gegeben, so verbinden wir
diejenigen Punkte durch einen Großkreisbogen, die
voneinander sphärischen Minimalabstand haben. Das bedeutet,
daß wir zwei Mittelpunkte verbinden, wenn sich die zugehörigen
Kreise berühren. Die Kreismittelpunkte heißen nun Ecken des
Graphen, die verbindenden Großkreisbögen wollen wir Kanten des
Graphen nennen [29, 30, 63].
Zwei Kanten AB und CD des Graphen können einander nicht
schneiden, denn sonst gilt, wenn S den Schnittpunkt von AB und
CD bezeichnet:
[In dieser Ungleichungskette verwenden wir die Dreiecksungleichung auf den
Dreiecken und .]
Unser Graph zerlegt die Kugel in offene, einfach zusammenhängende
Gebiete, sogar in sphärische Polygone. Ein Polygon, das
aus m Kanten und m Ecken gebildet wird, zerlegt die Sphäre in
zwei Teile. Enthält eines dieser Teilgebiete keine weitere
Kante des Graphen, so soll es m-Eck heißen.
Der Grad einer Ecke P sei die Anzahl der Kanten, die in
diesem Eckpunkt P zusammentreffen. Ist der Grad 0, so heißt die
Ecke isoliert.
Hat eine Ecke den Grad 1 oder 2, so hat sie noch genügend
'' Bewegungsfreiheit'', sodaß wir sie isolieren können. Daher
können wir o.B.d.A. annehmen, daß der Graph keine Ecken vom Grad 1
oder 2 enthält.
Einen Graph, der keine Verschiebungen mehr zuläßt, durch die
man alle Punkte isolieren kann, nennen wir irreduzibel.
In einem irreduziblen Graphen können nur Winkel kleiner
auftreten [29]. Enthält der Graph ein m-Eck, so ordnen wir
diesem ein umfanggleiches sphärisches Dreieck zu. Da jedes
vorkommende m-Eck gleichlange Seiten hat [= ], ist sein
Umfang gleich . Weiters ist der Umfang eines sphärischen
Dreiecks stets kleiner , und daraus schließen wir, daß ein
irreduzibler Graph, der ein m-Eck enthält, einen Radius
hat.
Wegen
bestehen daher die Graphen für
nur aus Drei- und Vierecken.
Diese Graphen enthalten weiters keine isolierten Punkte, da
in jedem gleichseitigen Drei- oder Viereck mit Seitenlänge 2r
der Abstand von jedem inneren Punkt zu einem Eckpunkt stets
kleiner 2r ist.
Bezeichnet
den Flächeninhalt eines gleichschenkeligen
Dreieckes mit gleichlangen Seiten der Länge a und dem von ihnen
eingeschlossenem Winkel , so ist
eine konkave Funktion:
:=
sei der Flächeninhalt des gleichseitigen
Dreieckes mit Seitenlänge r, sei der Flächeninhalt eines Viereckes
des Graphen mit Winkel .
Wie wir bereits [I.2] wissen, kann sich nur zwischen
und bewegen. Da
konkav ist,
nimmt die Funktion ihr Minimum nur in
und an.
Wird die Summe zweier Winkel
festgehalten, so ist
auch
eine konkave
Funktion, die ihren Minimalwert genau dann annimmt, wenn eines der beiden
Vierecke in zwei Dreiecke zerfällt [30].
Treffen in einem reinen Drei- und Vierecksgraphen in einer
Ecke d Drei- und v Vierecke zusammen (Die Viereckswinkel seien dabei
), so ist die Flächensumme aller Polygone, die
sich dort treffen, gleich
.
Auf diese Summe wenden wir die Überlegung des vorhergehenden
Absatzes an, und erhalten, daß S genau dann minimal wird, wenn
bis auf eine Ausnahme alle Vierecke des Graphen in Dreiecke
zerfallen.
Bezeichnen wir mit den Winkel des nicht zerfallenden
Vierecks so gilt die Ungleichung:
[Dieses U ist der '' Flächenüberschuß'' des '' störrischen''
Vierecks gegenüber dem Minimalwert.]
Man kann dadurch berechnen, daß man von solange
abzieht, bis der ''Rest'' zwischen und liegt.
Daher ist nicht von der Anzahl der Drei- und Vierecke in dem
betrachteten Eckpunkt abhängig; auch ist in allen Eckpunkten
gleich. Addiert man die obige Ungleichung über alle Ecken des
Graphen, so erhält man:
wenn man mit bzw. die Inhaltssumme bzw. die Anzahl der
k-Ecke bezeichnet. Wir ergänzen auf jeder Seite
,
und erhalten:
Daher gilt:
Hat der Graph k Kanten und f Flächen, so gilt nach der
Eulerschen Polyederformel:
da jedes k-Eck k Seiten [=Kanten des Graphen] hat.
Mit der Bezeichnung
können wir die Ungleichung
ausdrücken durch :
|
(1.15) |
Gleichheit kann hier nur auftreten, wenn der Graph entweder
nur Dreiecke oder in jeder Ecke genau ein Viereck enthält. Da
der Viereckswinkel auf der ganzen Sphäre gleich ist, sind
alle auftretenden Vierecke regulär. Daher haben wir das Netz
eines Archimedischen Körpers, der aus Drei- und Vierecken
gebildet wird, vorliegen.
Es gibt nur zwei solche Körper, und zwar (3,3,3,4) [mit 8
Eckpunkten] und (3,3,3,3,4) [mit 24 Eckpunkten]. Diese Polyeder
stellen tatsächlich die optimalen Anordnungen für das
Unterdeckungsproblem für n = 8 bzw. 24 dar.
Für reicht es zu
zeigen, daß die obige Ungleichung scharf ist, für n = 24
benötigt man eine Verschärfung.
Eine solche stammt von Robinson [70] und besagt:
Ist
,
sowie
, so ist
|
(1.16) |
Diese Ungleichung gilt für beliebige Graphen. Um die grundlegende Aussage:
''Treffen in einer Ecke einer r-Triangulierung k Dreiecke zusammen, so ist die
Gesamtfläche dieser Dreiecke stets
''
beweisen zu können, benötigt Robinson [70] komplizierte Fallunterscheidungen,
obwohl er im wesentlichen ''nur'' die obige Beweisidee der Bestimmung eines Maximums
unter Nebenbedingungen verwendet. Durch Summation über alle
Ecken und nach Umformungen erhält er dann das obige Resultat,
aus dem die optimale Anordnung für [Arch. Körper (3,3,3,3,4)] folgt.
Die Robinson'sche Methode ist aber mit dieser Ungleichung
noch nicht völlig ausgeschöpft. Indem man die Dreiecksflächen,
die sich um einen Punkt gruppieren, ''reguliert'' dh. indem man
die Fläche von den zusammenstoßenden Dreiecken so ''umverteilt''
sodaß sie ''gleichmäßiger'' werden, kann man die genannte
Ungleichung noch verfeinern.
Als neue Bezeichnung muß man dazu einführen:
,
wobei die Länge der Diagonale eines sphärischen '' Quadrates ''
mit Seiten der Länge 2r bezeichnet. Mit dieser
Bezeichnungsweise erhält die zugrundeliegende Ungleichung die Gestalt, wenn k
wiederum die Anzahl der Dreiecke um einen Punkt bezeichnet:
Durch Summation über alle Ecken folgt daraus:
|
(1.17) |
eine Ungleichung, die auch für gilt.
Ein zentraler Bestandteil der Ungleichung (2) ist die
Tatsache, daß der Flächeninhalt eines regulären Vierecks stets
ausfällt. Eine Verallgemeinerung dieser Ungleichung findet
sich in [39], sowie [65]:
Besitzt ein reguläres n-Eck mit Seitenlänge
und Flächeninhalt die Eigenschaft, daß je zwei seiner Ecken voneinander
einen Abstand haben, dann ist
.
Da wir in zwei Fällen optimale Anordnungen in den Graphen
Archimedischer Körper gefunden haben, wird man vermuten, daß auch
die anderen halbregulären Körper gute, wenn nicht gar optimale
Anordnungen liefern.
Neuere Arbeiten (z.B. [47]) zeigen aber, daß diese Vermutung
im allgemeinen nicht zutrifft.
Die Klasse der halbregulären Körper mit regulären Ecken ist
für unsere Betrachtungen uninteressant, da im Graphen nur
gleichseitige Flächen vorkommen können, die die Polyeder dieser
Klasse jedoch nicht besitzen.
Die bisherigen Überlegungen können wir zusammenfassen in:
Ist ein System von n Punkten auf der Sphäre gegeben, bei dem
je zwei Punkte Mindestabstabstand haben, so gilt [70]:
|
(1.18) |
|
(1.19) |
|
(1.20) |
[ , , werden dabei wie oben verwendet]
Dadurch erhält man
mit
Wir können auch die sogenannten zonalen Anordnungen betrachten.
Diese entstehen dadurch, daß man die Kugel durch
äquidistante Parallelkreise in [z.B. m] Zonen einteilt. Die
gewünschten Punktverteilungen entstehen dadurch, daß man eine
ebene Verteilung der Ebene auf die Kugel abbildet [94].
Aus diesen zonalen Lagerungen erhält man [39, 76, 94]:
|
(1.21) |
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2004-03-25